Der jüngste Bericht der Integrated Food Security Phase Classification (IPC) bestätigt eine katastrophale Hungersnot in El Fasher und Kadugli. Vor diesem Hintergrund zeigt sich International Rescue Committee (IRC) zutiefst besorgt über die Ankunft unbegleiteter und von ihren Familien getrennter Kinder in Tawila, die vor der Gewalt der Rapid Support Forces (RSF) fliehen.

IRC-Mitarbeitende berichten, dass in den vergangenen Tagen in Tawila mindestens 170 unbegleitete und von ihren Familien getrennte Kinder registriert wurden. Insgesamt haben bislang weniger als 5.000 Menschen die Stadt erreicht. Viele der Kinder sind so jung, dass sie weder ihren Namen noch ihren Herkunftsort nennen können. Vom Verbleib ihrer Familien fehlt jede Spur. Dieses erschütternde Bild verdeutlicht das ganze Ausmaß der Gewalt in El Fasher. Die größte Sorge von IRC und anderer humanitärer Organisationen gilt weiterhin den mehr als 200.000 Zivilist*innen, deren Aufenthaltsort derzeit unbekannt ist.

Arjan Hehenkamp, IRC-Krisenleiter für Darfur, kommentiert: „Der Anblick dieser kleinen Kinder, die allein ankommen und nicht wissen, wo ihre Familien sind oder was mit ihnen geschehen ist, ist zutiefst erschütternd. Zumindest sind diese Kinder nun in Sicherheit. Doch hinter jedem von ihnen steht eine vermisste Mutter, ein Vater oder ein Geschwisterkind – vielleicht noch immer gefangen in der Gewalt. Unsere größte Sorge bleibt: Wo sind ihre Eltern? Wo sind die Menschen aus El Fasher? 

Beunruhigende Berichte und Satellitenbilder zeigen, dass viele Menschen El Fasher nicht verlassen können. Sie sind gefangen, festgehalten – oder Schlimmeres.

Jetzt ist der Moment für diplomatisches Handeln auf höchster Ebene. Die internationale Gemeinschaft muss Druck auf die RSF, andere Konfliktparteien und ihre Sponsoren ausüben, damit Zivilist*innen sichere Fluchtrouten und Zugang zu humanitärer Hilfe erhalten. Die Bevölkerung in El Fasher muss vor Angriffen und Gewalt geschützt werden. Alle Konfliktparteien müssen den Schutz humanitärer Helfende gewährleisten und ungehinderten Zugang zu den Menschen ermöglichen. Das muss sofort geschehen – die Lage verschlechtert sich stündlich.”

IRC in Sudan

In Tawila leistet IRC weiterhin lebenswichtige humanitäre Hilfe für vertriebene Menschen aus El Fasher, darunter medizinische Notversorgung, Wasserlieferungen und Bargeldhilfen. Seit Konfliktbeginn im Jahr 2023 hat IRC die Programmarbeit angepasst und die Nothilfe ausgeweitet, um dem stark gestiegenen humanitären Bedarf zu begegnen. Trotz enormer operativer Herausforderungen bleibt IRC in den Regionen Blue Nile, Khartum, El Jezira, Gedaref, River Nile, Südkordofan, Westdarfur, Norddarfur und White Nile tätig. Zudem betreibt IRC ein Logistik- und Koordinationsbüro in Port Sudan und prüft derzeit Möglichkeiten, die Präsenz in weiteren Bundesstaaten auszubauen.